Frauengesundheit

Weltfrauentag 2025

Gesundheit ist ein Menschenrecht – für alle?

 

Der Weltfrauentag am 8. März steht weltweit für den Kampf um Gleichberechtigung. Seit über 100 Jahren gehen Frauen an diesem Tag auf die Straße, um für politische, wirtschaftliche und soziale Rechte zu demonstrieren. Die historischen Wurzeln reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück, als Frauen erstmals für das Wahlrecht und bessere Arbeitsbedingungen kämpften. Heute sind die Proteste global – von Europa bis Lateinamerika, von Afrika bis Asien fordern Frauen gleiche Chancen, sichere Arbeitsverhältnisse und den Schutz vor Gewalt. Ein zentrales, aber oft übersehenes Thema ist dabei die strukturelle Benachteiligung von Frauen im Gesundheitsbereich.

 

Jede Frau hat nämlich das Recht auf eine diskriminierungsfreie, wohnortnahe medizinische Versorgung. Dennoch werden frauenspezifische Gesundheitsbedürfnisse systematisch vernachlässigt, da medizinische Standards oft am männlichen Körper orientiert sind. Dies führt zu ungleichen Behandlungserfahrungen und gefährdet die Lebensqualität von Frauen.

Wir haben bereits in unserer Aussendung zu Weihnachten zum „Gender Bias in der Medizin“ berichtet. Auch sexuelle und reproduktive Rechte sind dabei ein Thema.

 

Wenn es um Menstruationsbeschwerden und Verhütung geht, geht es darum, das Tabu zu durchbrechen, da sie Gesundheit und Wohlergehen von Frauen beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist die Endometriose – jede 10. Frau ist davon betroffen, eine Diagnose dauert aber im Schnitt zwischen 7 und 10 Jahren.

Frauen erhalten oft später Diagnosen oder unzureichende Therapien, da ihre Symptome als „atypisch“ gelten oder bagatellisiert werden. So sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache bei Frauen aufgrund verzögerter Diagnose. Bei der Schmerztherapie werden Frauen bei gleichen Beschwerden wie Männer systematisch unterversorgt. Ursachen dafür sind die Unterrepräsentanz von Frauen in klinischen Studien und stereotype Rollenbilder.

 

Notwendig sind: Geschlechtergerechte Forschung, verpflichtende Sensibilisierung des Medizinpersonals, Bildung über sexuelle und reproduktive Rechte, sowie Berücksichtigung der biologischen Unterschiede in Hinblick auf Dosierungen.

Umfassende Aufklärung etwa bricht bereits Tabus, verhindert sexualisierte Gewalt und stärkt Körperautonomie.

 

Frauen, die zusätzlich von Rassismus, Klassismus oder Ableismus betroffen sind, erfahren verstärkte Barrieren. So haben Migrantinnen oder finanziell benachteiligte Personen oft schlechteren Zugang zu muttersprachlicher Beratung oder spezialisierter Versorgung. Diese Mehrfachdiskriminierung vertieft gesundheitliche Ungleichheiten und schränkt präventive Maßnahmen ein. Die genannten Strukturen haben gesundheitliche und ökonomische Folgen: sie führen zu chronischen physischen und psychischen Belastungen – von vermeidbaren Spätfolgen unbehandelter Erkrankungen bis hin zu Traumata durch eingeschränkte Selbstbestimmung. Eine medizinische Praxis, die Lebensrealitäten von Frauen ignoriert, gefährdet somit nicht nur individuelle Gesundheit, sondern untergräbt auch gesamtgesellschaftliches Wohlbefinden.

 

Als Organisation, die sich für globale Gesundheit und Gerechtigkeit einsetzt, sehen wir täglich, wie Geschlecht über Leben und Tod entscheiden kann. In vielen Ländern sind Frauen und Mädchen besonders von schlechter Gesundheitsversorgung betroffen. Sie haben eingeschränkten Zugang zu medizinischer Betreuung, können nicht selbst über Verhütung oder Schwangerschaftsabbrüche entscheiden und sind häufiger Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt. Müttersterblichkeit bleibt eine der größten Herausforderungen in Ländern mit schwachen Gesundheitssystemen – obwohl viele dieser Todesfälle vermeidbar wären.
Unsere Arbeit macht deutlich: Gesundheit ist keine neutrale Kategorie. Sie ist politisch, sozial und wirtschaftlich geprägt. Mit Projekten wie Leave No One Behind (LENOBI) in Uganda oder Plastic Free Africa setzen wir uns für Gesundheitsgerechtigkeit ein, indem wir lokale Partnerorganisationen stärken, medizinische Infrastruktur verbessern und Aufklärungsarbeit leisten. Doch echte Veränderung braucht auch ein Umdenken in der politischen und gesellschaftlichen Debatte – in Österreich und weltweit.

 

Gleichberechtigte Gesundheitsversorgung erfordert strukturelle Veränderungen – von der Entstigmatisierung reproduktiver Rechte bis zum Abbau finanzieller Hürden. Nur durch eine medizinische Praxis, die alle Lebensrealitäten von Frauen berücksichtigt, lässt sich echte Chancengerechtigkeit erreichen. Am 8. März erinnern wir daran, dass Gesundheit keine Frage des Geschlechts sein darf. Sie muss für alle Menschen gleich zugänglich sein – unabhängig von Herkunft, Einkommen oder sozialem Status. Frauengesundheit ist kein Randthema, sondern eine zentrale Voraussetzung für eine gerechtere Welt.

 

 

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