Welttag der sexuellen und reproduktiven Gesundheit

4. September - Welttag der sexuellen und reproduktiven Gesundheit

 

Am Welttag der sexuellen und reproduktiven Gesundheit richten wir unsere Aufmerksamkeit auf ein zentrales Thema, das nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Lebensqualität und die Zukunft von Millionen Menschen weltweit beeinflusst.

Die sexuelle und reproduktive Gesundheit umfasst ein breites Spektrum an physischen, emotionalen, mentalen und sozialen Aspekten, die sich auf das Wohlbefinden in Bezug auf das Sexual- und Fortpflanzungsleben beziehen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird sexuelle und reproduktive Gesundheit folgendermaßen definiert:

 

  • Sexuelle Gesundheit bedeutet, dass Menschen in der Lage sind, ihre Sexualität sicher, ohne Zwang, Diskriminierung oder Gewalt auszuleben. Dazu gehört auch der Zugang zu Informationen und Dienstleistungen, die es ermöglichen, eine erfüllende Sexualität zu erleben, frei von sexuell übertragbaren Infektionen (einschließlich HIV), ungewollten Schwangerschaften und anderen Gesundheitsrisiken.
  • Reproduktive Gesundheit bedeutet, dass Menschen in der Lage sind, eine gesunde und sichere Fortpflanzung zu planen und durchzuführen. Dies umfasst den Zugang zu sicheren und effektiven Verhütungsmethoden, die Möglichkeit, eine sichere Schwangerschaft und Geburt zu erleben, sowie die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder sie haben möchten.

Zusammengefasst beinhaltet sexuelle und reproduktive Gesundheit das Recht auf eine positive und sichere sexuelle Erfahrung, die Fähigkeit zur Fortpflanzung sowie den Zugang zu Gesundheitsdiensten und Informationen, die diese Aspekte unterstützen. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des allgemeinen Wohlbefindens und wird als grundlegendes Menschenrecht anerkannt.

Das Recht darauf ist tief mit Geschlechtergerechtigkeit, Menschenwürde und nachhaltiger Entwicklung verwoben. Leider gibt es weltweit noch immer erhebliche geschlechterspezifische Unterschiede, die es zu überwinden gilt.

 

Geschlechterspezifische Unterschiede: Ein globales Problem

Frauen und Mädchen haben weiterhin einen ungleichen Zugang zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten. Sie sind oft auch stärker von sexuell übertragbaren Infektionen betroffen. Dies ist besonders in Ländern des globalen Südens gravierend. In Subsahara-Afrika sind etwa 59 % der HIV-Infizierten weiblich (UNAIDS, 2023). Die Ursachen für diese Ungleichheit sind vielfältig: mangelnde Aufklärung, eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsdiensten und tief verwurzelte soziale Normen, die Frauen* daran hindern, ihre sexuellen und reproduktiven Rechte wahrzunehmen.

Statistiken zeigen, dass etwa 214 Millionen Frauen in Ländern des globalen Südens keinen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden haben, obwohl sie diesen benötigen. Dies führt jährlich zu etwa 89 Millionen ungewollten Schwangerschaften.

 

Menschenrechte und SDGs: Der Weg zu einer besseren Zukunft

Das Menschenrecht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit wird durch zahlreiche internationale Abkommen und Erklärungen anerkannt, darunter die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Insbesondere das SDG 3, „Gesundheit und Wohlergehen“, und SDG 5, „Geschlechtergleichstellung“, sind eng mit der Förderung sexueller und reproduktiver Gesundheit verbunden.

Durch die Sicherstellung, dass alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter oder sozialem Status – Zugang zu umfassender sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung haben, können wir einen großen Beitrag zur Erreichung dieser globalen Ziele leisten. Dies bedeutet auch, gegen geschlechterspezifische Ungleichheiten zu kämpfen und den Einfluss von schädlichen traditionellen Praktiken wie Kinderehen und weiblicher Genitalverstümmelung zu bekämpfen, die nach wie vor Millionen von Mädchen betreffen.

Auch wenn Österreich im globalen Vergleich ein gut entwickeltes Gesundheitssystem hat, gibt es auch hier zu Lande dennoch Herausforderungen. Besonders junge Menschen und Migrant*innen stehen oft vor Barrieren beim Zugang zu umfassender sexueller Aufklärung und Gesundheitsversorgung. Eine Umfrage der Österreichischen AIDS-Hilfe zeigt, dass viele Jugendliche nicht ausreichend über Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen informiert sind. Dadurch steigt das Risiko an diesen Infektionen zu erkranken.

 

Herausforderungen und Lösungen: Was kann getan werden?

Die Herausforderungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit sind komplex und erfordern vielschichtige Ansätze. Um sowohl global als auch lokal Fortschritte zu erzielen, bedarf es einer Kombination aus Aufklärung, Infrastrukturverbesserungen und politischen Maßnahmen. In Österreich könnte eine umfassendere Sexualerziehung in Schulen und ein besserer Zugang zu Gesundheitsdiensten für marginalisierte Gruppen viel bewirken. Global gesehen ist es wichtig, die geschlechterspezifischen Ungleichheiten durch gezielte Programme und internationale Zusammenarbeit abzubauen. Einige der drängendsten Probleme umfassen:

  1. Mangel an Zugang zu Gesundheitsdiensten: In ländlichen und entlegenen Gebieten fehlt oft die notwendige Infrastruktur. Hier könnten mobile Kliniken und Telemedizin innovative Lösungen bieten.
  2. Fehlende Aufklärung und Bildung: Sexualerziehung ist in vielen Ländern unzureichend. Eine umfassende und altersgerechte Aufklärung in Schulen und Gemeinschaften ist entscheidend, um geschlechterspezifische Ungleichheiten zu bekämpfen.
  3. Soziale Normen und Stigmatisierung: Traditionelle Rollenbilder und kulturelle Tabus verhindern oft, dass Frauen und Mädchen die Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen, die sie benötigen. Gemeinschaftsbasierte Programme, die diese Normen herausfordern, sind ein wichtiger Bestandteil der Lösung.
  4. Finanzielle Barrieren: Der Zugang zu Verhütungsmitteln und anderen Gesundheitsdiensten ist oft teuer. Subventionierte Programme und kostenlose Versorgung können dem entgegensteuern.

 

Gemeinsam für eine gerechtere Welt

plan:g setzt sich weltweit dafür ein, dass sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status. Wir arbeiten Hand in Hand mit lokalen Partner*innen, um geschlechterspezifische Ungleichheiten zu überwinden und eine gerechtere Welt zu schaffen, in der jeder Mensch die Möglichkeit hat, ein gesundes und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Dazu hat gerade unser neustes Projekt mit der Partnerorganisation HEPS (Coalition for Health Promotion and Social Development) in Uganda gestartet: „Leave no one behind: Increasing Health Access for all through immunization“. Dabei werden Impfungen und Grundimmunisierungen mit einem Fokus auf Mutter-Kind-Gesundheit durchgeführt, so etwa auch gegen HPV (Humane Papillomaviren).

An diesem Welttag der sexuellen und reproduktiven Gesundheit möchten wir alle dazu aufrufen, sich für diese wichtige Sache einzusetzen. Denn die Förderung sexueller und reproduktiver Gesundheit ist nicht nur eine Frage der Gesundheit – sie ist eine Frage der Gerechtigkeit, der Würde und der Zukunft für uns alle. Gemeinsam können wir den Weg für eine bessere, gleichberechtigte Welt ebnen.

 

 

 

 

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