Unsere Ziele

Wie wandeln sich von Armutskrankheiten betroffene Menschen von Objekten der Ausgrenzung zu Subjekten? Zu Schwestern und Brüdern, die ihr eigenes Lebensschicksal gestalten? Das erfordert weit mehr als Almosen. Die Arbeit im Gesundheitssektor macht deutlich, dass partnerschaftliche Veränderung nottut. Es geht um weltweite und gut geplante Veränderung. Damit geht es auch um Planung von Veränderung bei uns in Österreich. Schon seit 1958 war das Teil unseres Programms  – seit 2018 ist es Teil unseres Namens  – plan:g Partnerschaft für globale Gesundheit.

Die Arbeit im Gesundheitssektor der Entwicklungszusammenarbeit musste sich aber ändern und bedeutet in einer sich verändernden Welt verstärkt: Verhaltensänderung auch bei uns.

Wie wir arbeiten

plan:g arbeitet im Verbund mit internationalen, menschenrechtsorientiert handelnden  Gesundheitsorganisationen. Unser Ziel: Wir wollen die Lernerfahrungen der Lepra-Arbeit nutzbar machen, um Armutskrankheiten unter Kontrolle zu bringen. Gemeinsam mit Ihnen können wir dieses Ziel erreichen. Die Überwindung der Lepra war mehr als eine Frage der richtigen Arznei. Die Arbeit gegen totale Ausgrenzung krankheitsbetroffener Menschen bleibt eine Menschheitsherausforderung.


Wir leisten Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung des Gesundheitssektors in der globalisierten Welt. Dabei strebt plan:g im Sinne der Menschenrechts- und der Behindertenrechtskonvention der UN nach Inklusion: Wir stellen uns ohne Unterschied der Person an die Seite der Marginalisierten, der Unterdrückten, der Armen.

„Krankheit und Ausgrenzungen sind medizinische, soziale und auch religiös-theologische Herausforderung. Jesus hat darauf mit Nähe reagiert. Die berührende Handlung ist ein dichtes Geschehen: Sie enthält gleichermaßen das Gebot der unmittelbaren Hilfe, das Gebot der individuellen Annahme und das Gebot der nachhaltigen Veränderung.“ (aus: Statuten plan:g)

Die plan:g Statuten nehmen Bezug auf die Unteilbarkeit von Gesundheit in der Einen Welt.

Angelunterricht: Nicht immer ist Hilfe zur Selbsthilfe sinnvoll.

Das Elend der Welt ist eine Zumutung: Es gibt Situationen, da wollen wir die Augen zumachen und einfach wegsehen. Es gehört Mut dazu, die Augen offen zu halten und trotzdem hinzuschauen.

Eine herausfordernde Zumutung ist auch der folgende Artikel: Es geht um eine grundlegende und kritische Analyse von Entwicklungs„hilfe“. plan:g stellt sich den programmatischen Herausforderungen der Entwicklungszusammenarbeit: In unseren Projekten wollen wir unseren Möglichkeiten entsprechend Entwicklungszusammenarbeit weiterentwickeln. Grundlage unserer Arbeit ist unsere Strategie.

Pam Wilson von Operation Mercy www.mercy.se schreibt über einen berühmten Satz. „Gib einem Menschen einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag … Lehr ihn das Angeln und du ernährst ihn für sein ganzes Leben!“

Der Satz hat schon einige Herzen erreicht und viele Portemonnaies geöffnet. In der Entwicklungszusammenarbeit erfreut sich die Idee großer Beliebtheit. Richtigerweise macht der Gedanke auf die zeitliche Beschränkung vieler Hilfsmaßnahmen aufmerksam: Projekte müssen über eine akute Notsituation hinaus wirken. Allerdings beinhaltet das „Sprichwort" wenigstens zehn typische Grundannahmen der klassischen Entwicklungshilfe, die grundsätzlich auf den Prüfstand gehören. 
Annahme 1: Ausbildung löst Probleme.
Am 17. August 1999 verloren Zehntausende Menschen in der West-Türkei ihr Leben durch ein verheerendes Erdbeben. Die enorme Verwüstung wurde nicht so sehr durch die Gewalt der Erschütterung, als vielmehr durch die schlechte Bausubstanz verursacht. San Francisco wurde zur gleichen Zeit von einem Erdbeben ähnlicher Stärke erschüttert. Der frappierende Gegensatz: In San Francisco musste niemand sterben. Nach dem Ende der ersten Aufräumaktionen beeilten sich Hilfsorganisationen und ausländische Regierungen, Seminare und Schulungen zur Errichtung von erdbebensicheren Gebäuden durchzuführen. Nur wenige Menschen besuchten diese Veranstaltungen. Man reagierte lethargisch oder sogar mit Verachtung. Warum? Weil türkische Bauunternehmer sehr wohl wissen, wie man erdbebensichere Gebäude errichtet. Selbst die Bauvorschriften in der Erdbebenregion entsprachen in weiten Teilen den strengen kalifornischen Gesetzen. Das Problem war also nicht die mangelnde Bildung – das Problem war die Korruption: Die Menschen starben, weil billig gebaut wurde und Profit höher als Sicherheit bewertet worden war. 

Fazit 1: Wir schauen genau hin.
Natürlich ist gute Ausbildung notwendig und Brain Drain, die massenhafte Abwanderung von ausgebildeten Kräften, ein großes Problem des Gesundheitssektors. Aber Korruption ist auch im Gesundheitswesen eines der größten Entwicklungshindernisse. 

Das bedeutet konkret: Gerade bei unseren Bildungspartnerschaften versuchen wir, Transparenz vorzuleben. Wir unterwerfen uns Standards, lassen uns prüfen und sprechen Probleme an. Alle Projektpartner haben sich vertraglich verpflichtet, Maßnahmen zum Aufspüren von Korruptionsursachen und zu deren Überwindung zu planen, umzusetzen und darüber zu berichten. Das klingt aufwändig. Das ist aufwändig. Und es ist sehr notwendig. Näheres dazu in unserer Korruptionspräventionsrichtlinie. 

Leitlinie Korruptions-Prävention PDF
Die „Annahmen“ wurden mit freundlicher Genehmigung von Pam Wilson (Operation Mercy, Koordinatorin internationale Programme) übersetzt. 

Hilfe zur Selbsthilfe bleibt ein gültiges Paradigma. Pam Wilsons Artikel zeigt aber, dass die Entwicklungszusammenarbeit weiter und selbstkritischer denken kann. 
Das gilt selbstverständlich auch für unsere eigene technisch-wissenschaftliche Kultur und deren Entwicklungs-Paradigmen. Unsere Kultur hat z.B. zur Klimaerwärmung oder dazu geführt, dass der Mensch Verantwortung für die Beaufsichtigung von Atommüll übernommen hat. Wahrscheinlich ist es eine kulturelle Fehleinschätzung, dass der Mensch in der Lage sein wird, über einen Zeitraum von mehreren 100.000 Jahren diesen Atommüll zu beaufsichtigen. Wir haben noch nicht gelernt, mit den negativen Folgen unseres Entwicklungserfolgs umzugehen. Erfolgreiche Entwicklung bedeutet, die eigene Kultur kritisch zu reflektieren. Das erfordert ein strategisches Um- und Weiterdenken.

Basis unserer Strategieentwicklung

Gesundheit und Entwicklung sind zwei Seiten einer Medaille. Ein großer Teil der Menschen auf unserer Erde lebt in größter Armut: Schlechte Lebensbedingungen wie verunreinigtes Wasser, Unterernährung und katastrophale Wohnverhältnisse sind für etwa 1,6 Milliarden Menschen bitterer Alltag. Kriege und Naturkatastrophen verschärfen die Armutssituation. Eine Folge dieser Armut sind zahlreiche Krankheiten – beispielsweise Lepra und Tuberkulose. Krankheiten, die in den reichen Industrienationen selten geworden sind und deshalb vernachlässigt werden. 

Die Grundlagen unserer Strategie stellen wir an unterschiedlichen Stellen dieser Webseite vor. Strategie verstehen wir weniger als Werkzeug denn als Leitbild. Denn wir schließen auf unterschiedlichen Ebenen an unterschiedliche Strategien an. Dazu gehören beispielsweise der Menschenrechtsansatz, das gender-mainstreaming, die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Weltgemeinschaft oder die ILEP-Strategie zur Überwindung der Lepra. Auf dieser Seite möchten wir in die Diskussionen um diese Strategien einführen und damit unsere Positionen und Arbeitsweisen offen legen. Es sind Positionen und Arbeitsweisen einer katholischen Organisation der Entwicklungszusammenarbeit, die im Gesundheitssektor wirkt.

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