Das größte Foto Österreichs zeigt ein buntes, vielfältiges Land. Aber Vielfalt ist nicht beliebig. Wir bringen das Gigapixelbild auf den Punkt: Herz haben. Haltung zeigen.
Österreich verändert sich. Das löst Ängste aus. Fragen, die wir hören: „Wenn sich alle um Flüchtlinge kümmern, wer kümmert sich noch um die Einheimischen?“ „Interessiert sich die Kirche noch für Kirchgänger?“ „Können wir es uns leisten, alle Kraft und Anstrengung nach außen zu richten?“
Als kirchliche Stiftung und als Fachorganisation der Entwicklungszusammenarbeit wird das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich auf unterschiedlichen Ebenen mit diesen Fragen konfrontiert. Wir arbeiten dort, wo die Not am größten ist und wo wir langfristig wirken können. Wir arbeiten unabhängig von der Religionszugehörigkeit. Darum betreffen die oben genannten Fragen den Dialog mit dem Islam in besonderer Weise. Viele Menschen fühlen sich überfordert und wollen sich abschotten. Populisten, die auf komplexe Fragen einfachste Antworten präsentieren, haben Hochkonjunktur. Aber Flüchtlingsbewegungen sind nicht der Grund für weltweite Veränderungen, sondern ein Symptom.
Unserem Land, schon dessen Flagge wenigstens der Legende nach viel mit muslimisch-christlichen Beziehungen zu tun hat, steht die offene Beschäftigung mit Ängsten und mit Veränderungen gut an: Es geht um das Leben in der Einen Welt und um große Fragen wie Klimawandel, Flüchtlingsströme, Hunger, Kriege oder Terror. Der katholische Glaube an den Heiligen Geist ist auch ein Auftrag, den Traum von Gesundheit, Gerechtigkeit und Frieden in Bruchstücken konkret zu machen.
Das zweite Vatikanum konfrontiert uns mit herausfordernden Texten. Bezugspunkt unserer Arbeit im Gesundheitssektor ist u.a. das Konzilsdokument zum „Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen“. Kernsätze von Nostra Aetate lauten: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist.“ Wir Christen sind aufgefordert, „die geistlichen, sittlichen, sozialen und kulturellen Werte anderer Religionen anzuerkennen, zu wahren und zu fördern“ (NA 2).
Das sind große Herausforderungen in diesen Zeiten zunehmender Konflikte. Wichtig erscheint uns die Anerkennung, dass nicht „der Islam“ pauschal für Christenverfolgungen verantwortlich zu machen ist. Genauso wenig wie „das Christentum“ für den zweiten Golfkrieg verantwortlich war, selbst wenn dieser Krieg (eine Urkatastrophe für alle Menschen in der Region arabischer Staaten) unter Bezug auf christliche Symbole und als „Kreuzzug“ geführt wurde. Daher erinnern wir uns an den Satz des hl. Franz: Nicht die Muslime, unsere eigenen Ängste stehen unserem Heil entgegen.
[...]Mutig in die neuen Zeiten,
frei und gläubig sieh uns schreiten,
arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig laß in Jubelchören,
Vaterland, dir Treue schwören,
vielgeliebtes Österreich.
Vielgeliebtes Österreich.
[...] (Österreichische Bundeshymne)