Und der Sudan ertrinkt.

Bus von der Seite mit Sudan Flagge
plan:g

Khartum und Bregenz, 15.9.2021. Die Menschen im Sudan brauchen Solidarität.

Die Republik Sudan ist neuerlich von schweren Überschwemmungen betroffen. plan:g unterstützt durch Strategie-Beratung, gemeinsame Projektentwicklung und Finanzhilfe die Stärkung resilienter Strukturen im sudanesischen Gesundheitssystem, das durch die Überflutungen in seinen Grundfesten erschüttert ist.

Dabei arbeitet plan:g eng mit Expert*innen der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) und staatlichen sudanesischen Stellen zusammen. Akut ist zu befürchten, dass die Wassermassen zu einer verstärkten Ausbreitung von durch Wasser verbreiteten Krankheiten führen. Auch wenn derzeit noch genügend Cholera-Medikamente im Land sind, werden die Fluten nach Einschätzung von plan:g-Partner*innen jedenfalls zu einem seuchenhaften Anstieg der Malaria-Fallzahlen führen.

Bereits im letzten Jahr forderte die ostafrikanische „Jahrhundertflut“ eine unbekannte Anzahl an menschlichen Toten. In der Flut von 2020 starben über 100.000 Nutztiere, über 100.000 Häuser wurden zerstört. Der UN-Bericht zur Auswirkung der Flutkatastrophe nannte allein für den Sudan eine 19,4%ige Zerstörung der landwirtschaftlichen Fläche, allein im Sudan waren 3.000.000 Menschen direkt betroffen. Das Hochwasser betraf aber nicht nur den Sudan, sondern destabilisierte weite Teile Ostafrikas. Die akute und systemische Hungerkrise auf dem Kontinent wurde verschärft. Laut Jahresbericht der Welthungerhilfe 2020 sind knapp 20 % aller Menschen in Ostafrika unterernährt. Die Erfolge der Milleniums-Entwicklungsziele und der Nachhaltigkeits-Agenda erodieren.

Seit Jahrtausenden tritt der Nil über seine Ufer. Nicht nur in Ägypten bestimmte die Nilschwemme bis zum Bau des Assuan-Staudamms das Leben. Auch die Republik Südsudan (wiewohl ein Binnenstaat) und die nördlich angrenzende Republik Sudan hängen am Nil und sind regelmäßig von Überschwemmungen betroffen. Doch bringt das Wasser längst nicht mehr nur Nahrung und Dünger und damit Leben, sondern immer häufiger Zerstörung. Grund ist die globale Klima-Katastrophe. Die Regenzeiten verändern sich. Nass ist es nicht mehr nur von Juli bis Oktober, sondern deutlich früher und später. Gleichzeitig wird es sehr viel heißer: Im Sudan klettern die Temperaturen auf bis zu 50 Grad. Diese klimatischen Veränderungen sind in der Forschung seit Jahrzehnten gut bekannt.

Die immer ausgedörrteren Böden nehmen die immer größeren Wassermassen nicht mehr auf. Das zerstört nicht nur die sudanesische Landwirtschaft, die sich noch lange nicht vom Schrecken der letztjährigen Flut erholt hat. Auch die Straßen- und Schienen-Infrastruktur ist blockiert. Die Verknappung des Acker- und Weidelands wird die Verteilungskonflikte zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern anheizen, die im Sudan seit Jahren zu millionenfacher Vertreibung und Binnenflucht führen. Letztlich verlaufen die sehr komplexen Konflikte im Sudan nicht unabhängig von der Welt und deren ökologischer Zerstörung.

plan:g konzentriert sich im Sudan auf Beratung im Gesundheitssektor, weil es in dem Land eben nicht nur an Geld, sondern vor allem an know-how und Personal mangelt. Nach dem gewaltfreien Aufstand der Sudanes*innen gegen die islamistische Militärdiktatur organisiert sich das politische System und die Verwaltung, auch im Gesundheitsministerium, erst langsam. Erst im September 2021 wurde ein neuerlicher Militär-Putsch vereitelt. Das personell geschwächte Ministerium ist mit den Auswirkungen der Flutkatstrophe und der Covid-Syndemie überfordert und braucht vor allem deshalb dringend Zugang zu internationaler Finanzhilfe, um know-how aufzubauen und Personal zu halten.

plan:g spricht nicht von einer Covid-Pandemie, sondern von einer Syndemie, weil die Krankheit eine soziale Dimension hat (z.B. ärmste Menschen im Sudan sind besonders gefährdet und haben nur ungenügenden Zugang zum Impfschutz).

Deshalb illustriert plan:g das Bild zur Meldung nicht mit einem Flutopfer, sondern mit einer sehr typischen Bemalung eines sudanesischen Kleinbusses: Überall auf der Welt träumen Menschen von einer gesunden Alpenidylle. Doch Gesundheit darf kein Traum bleiben. Internationale Solidarität liegt nicht nur im Interesse der Sudanes*innen, sondern im Interesse aller Menschen weltweit. Denn Gesundheit ist unteilbar.

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