Zum Vorarlberger Menschenrechtstag 2018 erinnert plan:g gemeinsam mit dem Carl Lampert Forum an Leben und Bedeutung von Maria Stromberger.
Maria Stromberger
Maria Stromberger, eine katholische Krankenschwester und Widerstandskämpferin in der Zeit des Nationalsozialismus, zwingt zur Auseinandersetzung. Denn auch viele Christ*innen standen während des Nationalsozialismus auf Seite der Täter*innen. Maria Stromberger unterstützte den Widerstand in Auschwitz. Vereinsamt starb sie im Mai 1957 in Bregenz.
Dazu Bernhard Loss, Geschäftsführer des Carl Lampert Forums: „Maria Strombergers Leben ist ein Vorbild für uns alle. Während viele weggeschaut haben, hat sie hingeschaut. Und hat gehandelt.“
Hinschauen und Handeln sind auch heute notwendige Tugenden. Etwa bei massenhafter Verfolgung, Armut und Krankheit in der Welt. Am Beispiel von Maria Stromberger wird das Heilungspotential von Religion spürbar.
Religion unter Druck – und in der Kritik
Menschen werden z.B. aufgrund ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Religion verfolgt. Dabei gelten Christ*innen häufig als die "meistverfolgte Glaubensgruppe der Welt". Weil sich mit 2,3 Milliarden mehr Menschen auf das Christentum berufen als auf jede andere Religion, ist dies nach absoluten Zahlen betrachtet auch zutreffend.
plan:g verweist auf die differenzierte Studie des Pew Research Centers, die eine der wenigen seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Religionsverfolgung vorlegt. Schon der Ökumenische Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit der Deutschen Bischofskonferenz von 2013 griff auf Pew-Daten zurück.
Die Untersuchung zeigt, dass in prozentualer Betrachtung Angehörige des Judentums, des Hinduismus, des Islam, "anderer Religionen" und des "Volksglaubens" häufiger um ihres Glaubens willens verfolgt werden als Christ*innen (Platz 6). Allerdings gibt es kaum Konstellationen, in denen ausschließlich oder vor allem Angehörige einer einzigen Religion bedrängt oder verfolgt werden. So werden in Nordkorea nicht nur Christ*innen verfolgt. Die Religionsausübung insgesamt ist verboten.
Darum mahnt die Deutsche Bischofskonferenz, dass das Engagement für die Religionsfreiheit „nicht isoliert geschieht, sondern Teil eines umfassenden kirchlichen Engagements für alle Menschenrechte und deren Durchsetzung ist. Es ist im besten Interesse der christlichen Kirchen, die Religions- und Weltanschauungsfreiheit als Gemeingut zu verstehen, als Freiheitsrecht aller, dessen Verwirklichung ohne Ab- und Ausgrenzung auskommt.“ (Bericht 2013)
Carl Lampert und Maria Stromberger machen deutlich, dass gegenüber der Verletzung von Menschenrechten eine nachdenkliche und auch selbstkritische Rolle der Kirchen gefragt ist. Sie sind Vorbild, weil sie sich für andere eingesetzt haben. Ein sehr selbstkritisches Nachdenken über den christlichen Umgang mit Gewalt und Unterdrückung ist weiterhin nötig. Beispiel Ruanda: Beim Völkermord 1994 (geschätzt bis zu 1 Million Tote) standen Christ*innen mit auf der Täterseite. Die Beteiligung am Genozid führte in Ruanda zu einem Vertrauensverlust gerade gegenüber der katholischen Kirche.
Dazu plan:g-Geschäftsführer Matthias Wittrock: „Heute ist es vor allem eine fundamentalistische, textunkritische Bibellektüre, die entweder zur Verfolgung von Minderheiten oder aber zu einer aggressiven Opferhaltung führt. Daraus entsteht Hass.“
Menschenrechte sind universell gültig. Sie werden aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen weltweit angegriffen. Um darauf reagieren zu können, ist für plan:g die Abstimmung mit der in Österreich geleisteten Menschenrechtsarbeit wichtig. Als einer diözesanen Stiftung ist plan:g zudem der Anschluss an die kirchliche Geschichte bedeutsam – und der verantwortungsvolle Umgang damit.
Über das Carl Lampert Forum
Das Carl Lampert Forum ist eine Initiative der Katholischen Kirche Vorarlbergs. Es hält die Erinnerung an den seligen Carl Lampert in Kirche und Gesellschaft wach. Carl Lampert, geboren 1894 in Göfis, war katholischer Priester und Provikar (Stellvertreter des Bischofs) in Innsbruck. Er wurde 1944 von den Nationalsozialisten ermordet und 2011 in Dornbirn seliggesprochen.
Vorarlberger Tag der Menschenrechter 2018
„Armut ist kein Schicksal. Armut wird gemacht“, so lautet der Titel des Vorarlberger Tages der Menschenrechte, zu dem die Plattform für Menschenrechte Vorarlberg am 9. Dezember, ab 16 Uhr, ins Bregenzer Gösserbräu lädt. Neben Inputs und Diskussionen (von und mit Landesrätin Katharina Wiesflecker, Magdalena Holztrattner von der Katholischen Sozialakademie und Stefan Allgäuer vom ifs), präsentieren sich auch einzelne Organisationen und Initiativen mit eigenen Infoständen. Mit dabei sind auch diözesane Partner wie die Caritas oder das Carl Lampert Forum.
9. Dezember, ab 16 Uhr
Gösserbräu Bregenz
Programm:
16:00: Ankommen, Infostände, Austausch
17:00: Inputs und Diskussion mit
Landesrätin Katharina Wiesflecker
Magdalena Holztrattner, Kathol. Sozialakademie Österreich
Stefan Allgäuer, ifs Vorarlberg
19:00: Ausklang mit Essen und Trinken
Moderation: Peter Kopf
Musik: Jugendbotschafter der Caritas-Auslandhilfe, SchlagART
Ausstellung: Roma in Bewegung