Ermutigen und Gutes tun
Zumeist wird Kolumbien, das immerhin die viertgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas ist, mit Bürgerkrieg, organisierter Kriminalität wie z.B. Drogenanbau und -export assoziiert. Auch Bilder von Streiks und Protesten, um die Lage der notleidenden Bevölkerung zu verbessern, sind noch aktuell. Weitet man den Blick, werden positive Entwicklungen sichtbar. Immer wieder wurde der Friedensprozess mit der FARC, einer sozialrevolutionären Guerillabewegung, aufgenommen. Erstmalig in der Geschichte des Landes hat eine linksgerichtete Partei die jüngsten Wahlen gewonnen. Jetzt lässt aufhorchen, dass mit Francia Márquez erstmalig eine Frau mit afro-kolumbianischen Wurzeln Vizepräsidentin geworden ist. Sie vereinigt in sich nicht nur das Schicksal der indigenen Völker Kolumbiens, die ab dem 16. Jahrhundert von den spanischen Kolonialisten unterdrückt wurden und größtenteils daran zugrunde gegangen sind. Sie ist auch eine von fast 10 Prozent der kolumbianischen Menschen, deren Vorfahren afrikanische Wurzeln haben. Ab dem 16. Jahrhundert wurden diese als billige Arbeitskräfte nach Kolumbien verschleppt und zu Arbeit gezwungen.
Die studierte Juristin engagierte sich für Menschenrechte und Umweltschutz, erstmalig im Alter von 13 Jahren, als der Bau eines Staudamms ihren Heimatort im Cauca Department nahe Calí bedrohte. Ihr gemeindebasierter Einsatz gegen illegales Goldschürfen, das wegen des Einsatzes von Quecksilber besondere Umweltschäden verursacht, brachte ihr 2018 die Nominierung für den Goldman Environmental Prize ein. Dieser zeichnet jährlich Basisbewegungen aus, die sich für den Erhalt der Umwelt stark machen. Um für den Abzug aller illegalen Schürfer aus ihrer Heimatregion zu protestieren, organisierte Márquez gemeinsam mit weiteren Aktivist*innen einen Marsch für die Menschenrechte und Rechte indigener Gruppen. Im August gab sie ihre Kandidatur zur zweiten Vizepräsidentin des Landes bekannt. Ihr Traum ist wahr geworden, nachdem im Juni 2022 die „Humane Colombia“ mit Gustavo Petro als Siegerin aus den Präsidentschaftswahlen hervorging. Bei ihrer Vereidigung schwur Francia Márquez auf ihre Vorfahren und darauf, dass Würde für alle zur Gewohnheit werde. plan:g wünscht Francia Márquez für die Amtszeit viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen.