Die kenianischen Wählerinnen und Wähler entscheiden mit ihrer Stimmabgabe im Spätsommer auch darüber, wie das Gesundheitssystem ihres Landes gestaltet werden wird. Dabei geht es wie immer in gesundheitspolitischen Fragen um einen Balance-Akt. Auf der einen Seite steht die Fürsorgepflicht des Staates: Kranke haben ein Recht auf Zugang zu Heilung. Auf der anderen Seite stehen Fragen nach der Solidarität und auch nach der persönlichen Freiheit: Wer soll und muss für andere bezahlen?
Unsolidarisches Verhalten erscheint zunächst bequem. Letztlich ist Eigennutz unklug, denn Krankheit und Gesundheit kennen keine Grenzen. Gesundheit ist ein öffentliches Gut. Wer etwa bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschließt, erhöht das Krankheitsrisiko aller.
Darum ist es wichtig, in einem politischen Prozess die Bedingungen für ein wirksames, leistungsfähiges und möglichst preiswertes Gesundheitssystem auszuhandeln. Es geht darum, die verschiedenen Zielkonflikte (billig oder wirksam?) anzuerkennen und zu bearbeiten. Entweder geschieht das durch Kompromisse. Oder aber dadurch, dass z.B. die Vorteile von Investitionen in das Gesundheitssystem genauer berechnet werden.
Wo Platz für den Austausch komplexer Argumente ist, verlieren populistische Verführer an Bedeutung. Darum ist es wichtig, dass Menschen, die im Gesundheitssektor arbeiten und die Probleme kennen, ihre Meinungen kundtun und austauschen können.
Das untenstehende Schaubild zeigt die ökologischen, ökonomischen und sozio-demographischen Einflussfaktoren auf die Ausbreitung des Rifttalfiebers in Kenia. Das Rifftalfieber ist eine Zoonose. Das sind Krankheiten, die sowohl den Menschen wie auch Tiere betreffen. Bei 70% aller betroffenen Wiederkäuer endet die Krankheit tödlich.
Das Rifttalfieber ist eine der Krankheiten, die sich parallel zu den Klimaveränderungen verbreitet. In Österreich gab es bisher keine Fälle. Vorbeugend wirken Impfungen – aber auch die verbesserte und hygienischere Landwirtschaft oder andere Formen der Landnutzung.
Zum Chart
Alle der oben in der Grafik skizzierten Bereiche sind eminent politisch. Die vorbeugende Bearbeitung dieser Probleme hilft, Katastrophen zu vermeiden.
Katastrophe mit Ansage
Wir kennen die Katastrophen mit Ansage. Dazu gehören die Kriege in Syrien und Jemen, die Dürre in Ostafrika oder das Leid der Flüchtlinge im Mittelmeer. Und natürlich die Krankheiten der Armut, die jeden siebten Menschen auf dieser Erde betreffen. Warum schaut niemand früher hin? Eine Antwort: weil wir uns auf der Wohlstandsinsel Österreich von der Lebenswirklichkeit anderer Menschen abschotten. Insgeheim wissen alle: Unsere Lebenswirklichkeit ist Mitverursacher jener Armut, die Menschen anderswo krank macht.
Veränderung ignorieren oder gestalten?
Im sich abzeichnenden Nord-Süd-Konflikt gibt es keine Neutralität. Auch wenn wir es noch verdrängen: Im Süden und im Norden werden wir von der menschengemachten Zerstörung der uns anvertrauten Schöpfung gleichermaßen betroffen sein.
Aufbauen wie Petrus und Paulus
Der Fischer Petrus und der Gelehrte Paulus sind ganz verschiedene Menschen. In dieser Verschiedenheit begründen sie die Einheit der Kirche. Davon lässt sich lernen: Wir können achtsam hinschauen, Gemeinsamkeit erkennen und Lösungen finden. Das ist unser Auftrag als Fachstelle für Gesundheit und Entwicklung. Und es ist sinnvoller als Verdrängung oder schlechtes Gewissen.
Unsere Arbeit in Kenia
Mit unseren kenianischen Partnern unterstützen wir eine verbesserte pharmazeutische Versorgung. Denn für Menschen, die an Armutskrankheiten wie der Lepra leiden, ist der Zugang zu Medikamenten überlebenswichtig. Oft sind die Medikamente gratis. Betroffene Kranke haben aber häufig gar keine Kenntnis von den bestehenden Angeboten oder keine Zeit, sie wahrzunehmen: Armut ist ein Vollzeitjob.
Almosen oder politische Lösung?
Letztlich hängt der Zugang zu Medikamenten vom politischen Willen ab, die Interessen der Ärmsten mit zu berücksichtigen. Darum sind die Präsidentschaftswahlen im August von großer Bedeutung für Armutskranke in Kenia: Geht es um den Wettstreit der besten Ideen oder um populistische Vereinfachung und das Schüren von Hass? Es herrscht die reale Gefahr, dass die kenianischen Wahlen wie schon vor zehn Jahren in Gewalt versinken. Andererseits sind Wahlen eine Chance: 2013 wurde Kenia in 47 Bezirke aufgeteilt. In deren Verwaltung müssen nun viele Ämter neu besetzt werden. Im August stehen deshalb neben dem Präsidenten auch Gouverneure, Senatoren und Bezirksregierungen zur Wahl.
Was wir tun und wie Sie helfen können
Weil Vorsorge besser als Nachsorge ist, unterstützen wir unser Netzwerk von kenianischen Apotheken dabei, Friedensbotschaften zu verbreiten und auf die Bedeutung der Wahlen für das kenianische Gesundheitssystem hinzuweisen. Denn der demokratische Prozess verträgt keine Gewalt. Frieden schaffen: Ihre Spende kann Katastrophenmeldungen aus Kenia verhindern helfen und Zugänge zur Gesundheitsversorgung öffnen.
Lassen Sie Menschenrechte und Demokratie heilsam werden.