Bregenz, 15.3.2018. Im 60igsten Jahr nach Gründung des Aussätzigen-Hilfswerks Österreich hat Dr. Benno Elbs, Bischof von Feldkirch, eine Statutenänderung unterzeichnet. Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich wirkt jetzt als plan:g. Warum? Und wer kümmert sich nun um von Lepra betroffene Menschen?
Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich entstand 1958 als pfarrliche Initiative. In den ersten Jahrzehnten nach Gründung ging es um die Versorgung von Menschen, die akut und chronisch von Lepra betroffen waren. Aus Österreich kamen Medikamente, Mullbinden und Geld für die Betreuung. Dann wurde Lepra, vor allem durch neue Antibiotika, besser behandelbar. Die Verhütung der Krankheit und die frühe Fallfindung rückten in den Vordergrund. Die Fallzahlen sanken.
Seit Jahren steht deshalb nicht mehr die wohltätige Versorgung Einzelner, sondern der gerechte Zugang zur Gesundheitsversorgung für möglichst viele Kranke im Zentrum der Arbeit. plan:g führt diesen Ansatz fort. Der Plan für gerechte Gesundheitsversorgung: Die Erfolge der Lepra-Arbeit sollen bewahrt und die Erfahrungen für die Überwindung anderer tropischer Armutskrankheiten genutzt werden.
Der neue Name trägt der veränderten Krankheitslast und den Forderungen von Betroffenen Rechnung. Statt Stigmatisierung weiterzuführen, steht der Name für eine neue Partnerschaft zwischen den Betroffenen im globalen Süden und uns. Denn Krankheiten kennen keine Grenzen. Dazu plan:g Geschäftsführer Matthias Wittrock: „Weil sich Menschen mit tropischen Armutskrankeiteen keine Therapie leisten können, entwickelt die Industrie auch keine Arzneien. Das ist kurzsichtig – ein besseres Verständnis von Armutskrankheiten könnte zu neuen Medikamentationen führen, von denen gerade immunsublimierte ältere Menschen profitieren würden.“
Die geänderten Statuten nehmen in der Präambel expliziten Bezug auf die katholische Soziallehre. Wichtig ist auch der statutare Bezug auf deren Erweiterung, nämlich auf die Umweltenzyklika Laudato Si` und die darin geäußerte päpstliche Sorge um das „gemeinsame Haus“, da die ungeheuren ökologischen Verheerungen unserer Zeit in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung und Ausbreitung von Krankheiten stehen. Das gilt besonders für armutsassoziierte Krankheiten, dem vornehmlichen Arbeitsbereich von plan:g (vgl. Statuten, §1).
Lepraarbeit muss sich gerade wegen ihrer Erfolge verändern. Zu oft werden Leprazentren als eine Mischung aus Klinik und Altenheim für Menschen mit Leprabehinderungen weiterbetrieben. Die Stigmatisierung wird damit über die Heilung hinaus und über Generationen hinweg fortgeführt. Denn auch eine positive Diskriminierung von Menschen mit Lepra erschwert Neuerkrankten den normalen Umgang mit der eigentlich gut behandelbaren Krankheit. Hier berät plan:g, um gute Übergänge zu finden und eine langfristige Finanzierung zu sichern.
Mit der sinkenden Zahl von Neuerkrankungen geht das Wissen um die frühe Diagnostik der Lepra zurück. Deshalb bedeutet effektive Lepraarbeit heute, Gesundheitssysteme so zu stärken, dass vernachlässigte tropische Krankheiten wie die Lepra insgesamt frühzeitiger diagnostiziert werden. Dazu entwickelt, begleitet und unterstützt plan:g Maßnahmen im Bereich der Organisations- und Personalentwicklung im Gesundheitssektor Tansanias, Ugandas, im Jemen und im Sudan.
Ein weiterer Arbeitsbereich ist die Forschung mit Einbeziehung lokaler Partnerorganisationen: Der Bedarf, aber auch das Wissen und die Erfahrung der Praxis vor Ort muss in den Forschungslaboren gehört und beachtet werden. Neu hinzugekommen ist damit die anwaltschaftliche Arbeit. Ein Beispiel: Als eine von fünf deutschsprachigen christlichen Fachorganisationen im Gesundheitssektor der Entwicklungszusammenarbeit trägt plan:g den Pharmadialog der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung. Mit an Bord sind misereor und das Missionsärztliche Institut Würzburg (als katholischer Fachstelle) sowie Brot für die Welt mit der evangelischen Fachstelle Deutsches Institut für ärztliche Mission (DIFÄM). Der Pharmadialog ist die Gesprächsplattform der Kirchen mit forschenden Pharmafirmen.
Pfarrer Edwin Matt: „Es ist unser Apostolat, Lepra zu überwinden. Nicht allein, sondern in Partnerschaft mit der Wissenschaft, mit Ordensleuten, mit Behörden und mit vielen anderen. Gemeinsam waren wir erfolgreich: Lepra ist unter Kontrolle. Doch das reicht nicht. Wir müssen Neuansteckungen früher erkennen. Wir müssen die Gesundheitssysteme stärken. Darum ist unser Plan heute: Gesundheit möglich machen, wo Menschen ausgeschlossen sind. Dazu brauchen wir die Unterstützung von Menschen, die mit uns über Gesundheit in der Einen Welt nachdenken. Dazu sind wir auf die finanzielle Unterstützung durch Einzelspenden angewiesen, da wir keine Zuwendungen der pharmazeutischen Industrie annehmen.“
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