Weltfrauentag 2023

Frauen verändern die Welt: Eine Ikone des Antirassismus

Aktivismus ist immer ungewiss, eine Reise in eine unbekannte Zukunft. Und die Zukunft ist immer finster. Wäre dies anders, gäbe es keinen Anlass, aktiv gegen die bestehenden Verhältnisse vorzugehen. Und anders als in den Geschichten der Hollywood Produktionen sind es oft keine strahlenden Held*innen, die die Welt retten, sondern Menschen, die allzu oft einfach übersehen werden.

 

Rosa Parks ist ein glänzendes Beispiel dafür. Sie war eine schwarze Näherin, unauffällig, mittleren Alters, mit ruhiger Stimme, ganz ohne Glamour. Für ihre Weigerung, ihren Platz in einem öffentlichen Bus zugunsten eines weißen Mannes aufzugeben, gilt sie heute als die Frau, die den Startschuss für die Beendigung der sogenannten Rassentrennung abgab.

 

Sie war die einzige Person, die ihren Platz nicht aufgab, während der Mann neben ihr ohne weiteren Einspruch aufstand. Alleine, als Frau, mit einem rassistischen Busfahrer konfrontiert, der das Gesetz und die Macht auf seiner Seite hatte, war sie eigentlich chancenlos. Sie wusste, dass ihr Gefängnis und Demütigung drohten. Eine wahrhaft finstere Aussicht. Oft wird kolportiert, dass sie einfach müde nach einem anstrengenden Arbeitstag war, eine Behauptung der sie widersprach. Sie war es einfach leid geworden, immer ungerecht behandelt zu werden und dies ohne Widerspruch hinzunehmen. Seit zwölf Jahren war sie Teil der Bürgerrechtsbewegung, bekleidete dort die Funktion einer Sekretärin, ein kleines Rädchen in einer damals noch völlig unbedeutenden Organisation. Erst der Montgomery Bus Boykott, die Reaktion der schwarzen Aktivist*innen gegen die diskriminierenden Vorschriften, machte sie bekannt. Am Tag nach der Verurteilung von Rosa Parks wurde der Busstreik ausgerufen. Von da an weigerten sich die allermeisten der rund 40.000 Schwarzen den Bus zu benutzen, um in die Arbeit oder die Schule zu kommen. Der Tag als diese Aktion begann, war verregnet und somit ein denkbar schlechter Beginn, angesichts der Tatsache, dass die Arbeiter*innen und Schüler*innen bis zu 30 Kilometer zurücklegen mussten, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Aktion setzte kreative Formen zum Boykott des Bustransports in Gang: Mitfahrgelegenheiten wurden angeboten, Solidarität schuf das Gefühl des Zusammenhalts, der Widerstand gewann an Kraft. Der Boykott lief über ein Jahr und führte letztendlich dazu, dass die bis dahin bestehenden Gesetze zur Segregation aufgrund von rassistischen Zuschreibungen, als verfassungswidrig eingestuft wurden und damit aufgehoben waren.

 

Der damalige Ortsvorstand der Bürgerrechtsbewegung war der Meinung, Frauen gehörten in die Küche. Eine Ausnahme waren untergeordnete Tätigkeiten, wie die einer Sekretärin. Ironischerweise kennt diesen Mann heute nahezu niemand mehr, während Rosa Parks, entgegen aller Wahrscheinlichkeit eine Ikone des Widerstands wurde. Fairerweise muss auch erwähnt werden, dass es auch schon Jahre zuvor Frauen gab, die in einer genau gleichen Situation gehandelt haben wie Rosa Parks. Nur sind diesee heute aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden.

 

Ihre Aktion am 1. Dezember 1955 war weder der Beginn ihres politischen Engagements, noch die antirassistische Arbeit ihr einziges Tätigkeitsfeld. Schon ein Jahrzehnt vorher war sie beteiligt an Kampagnen zur Beendigung von sexueller Gewalt an Frauen und unfairen Gerichtsverfahren gegen Schwarze. Lebenslang kämpfte sie für eine Verbesserung der ökonomischen Situation von Frauen und Schwarzen sowie allen benachteiligten Menschen unabhängig von rassistischen oder gendertypischen Zuschreibungen.

 

Die Aussicht auf Erfolg tendierte gegen Null, aber das hielt sie nicht auf, sich trotzdem den herrschenden Verhältnissen nicht unterzuordnen. Ihre Überzeugung war, dass ein Nachgeben, ein Sichfügen, die repressiven Machtgefüge weiterhin zementieren würde. Das macht sie zu einem Vorbild im Kampf gegen jedwede Diskriminierung und hatte unschätzbaren Einfluss auf spätere Aktivist*innen.

 

Tarana Burke war die erste die 2006 den Begriff „Me Too“ verwendete. Damals kannte niemand diesen Begriff, einige Jahre später war er in aller Munde und führte zu einem gewaltigen Medienecho und öffentlichkeitswirksamen Verurteilungen von Männern, die als nahezu „allmächtig“ angesehen wurden. Genau wie Rosa Parks hätte sich Tarana Burke niemals eine solch große Wirkung träumen lassen.

 

Veränderungen entstehen dadurch, dass jemand den ersten Schritt wagt. Am 8. März ist Weltfrauentag – ein guter Anlass sich an die Held*innen zu erinnern und weiter mutig gegen die Benachteiligung von Frauen einzutreten. Oder wie es Rebecca Solnit ausdrückte: „Hoffnung ist der Glaube daran, dass das, was wir tun, möglicherweise von Belang ist. Das Wissen, dass die Zukunft jetzt noch nicht geschrieben ist."

Service Telefon:
+43 5574 623 888