Weltlepratag 2019

Wir müssen uns verändern. Bitte ändern Sie mit.

Seit 1954 wird am letzten Sonntag im Januar der Weltlepratag begangen. 1958 entstand in unserer Diözese das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich, das seit 2018 als plan:g – Partnerschaft für globale Gesundheit wirkt.

In der 60-jährigen Organisationsgeschichte wurden Leprakranke behandelt, Brunnen gebohrt und Spitäler errichtet. Über viele Jahrzehnte waren diese direkten Hilfsprojekte sinnvoll.

Das ist heute anders. Denn die Zahl der Lepra-Neuerkrankungen ist in den letzten Jahren beständig zurückgegangen. Die veränderten Fallzahlen machten es notwendig, die Arbeit zu verändern. Selbst in Hochprävalenzländern wie Indien wäre es Verschwendung, die flächendeckend über das Land verteilten Lepra-Zentren ad infinitum zu erhalten: Geld und Personal würden an anderen Stellen fehlen.

Stattdessen muss die Früherkennung verbessert werden. Ziel ist es, Gesundheitssysteme insgesamt so zu stärken, dass alle Armutskrankheiten früh erkannt und behandelt werden. Das hilft leprabetroffenen Menschen nachhaltig.

Bei Armutskrankheiten sind die versperrten Zugänge zur Gesundheitsversorgung das Hauptproblem. Eine besondere Herausforderung ist nach wie vor die Stigmatisierung von Leprakranken und anderen Minderheiten. Bei Lepra ist ein Hauptgrund: Gegen den Rat der Weltgesundheitsorganisation werden immer noch Spezialprogramme, also Lepradörfer und Leprosorien betrieben (übrigens so gut wie immer mit Finanzierung aus Europa oder den USA).

Diese Lepradörfer umweht die Aura des geheimnisvollen Schreckens. Weil die Fallzahlen gesunken sind, geht das Wissen um korrekte Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten beim Pflegepersonal verloren. Das ist eine schlechte Kombination von wachsender Angst und wachsender Unwissenheit.

Stigmatisierungen wirken wie Brandzeichen: Lepra, obgleich gut behandelbar, wird dann wieder zu einem Auffälligkeitsmerkmal, das Personen oder Personengruppen abwertet und ihnen ihre Rechte nimmt. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist jedoch ein Menschenrecht, das niemandem genommen werden darf. Wirksame Lepraarbeit wandelt sich damit von der früher sinnvollen Verteilung von Medikamenten (die heute weltweit ohnehin kostenlos erhältlich sind) zur heute notwendigen Beratungs- und Menschenrechtsarbeit: Wie öffnen wir für möglichst viele Menschen die Türen zu Diagnose und Behandlung?

Es muss zur Selbstverständlichkeit werden, dass niemand stigmatisiert und ausgeschlossen wird. Darum nimmt plan:g den Weltlepratag 2019 zum Anlass, grundsätzlich über Ursprünge und Wirkungsweise von Stigmatisierung zu sprechen. Im globalen Süden und bei uns.

 

 Poster

Darum reden wir am Weltlepratag über Sexualität.

Stigmatisierung ist eine Angelegenheit, die uns direkt betrifft. Am Beispiel der Verfolgung von sexuellen Minderheiten wird das deutlich: An der Ausgrenzung von Menschen beteiligen sich auch Christ*innen. Und das weltweit: Über viele Gesellschaften unserer Erde schwappt derzeit eine unappetitliche Welle von Verunglimpfung und Verfolgung.

Ein starkes Gesundheitssystem ist jedoch eine demokratische Gemeinschaftsaufgabe. Unsere Systeme sind nur dann wirklich stark, wenn auch die Schwächsten gleichberechtigten Zugang haben.

Darum setzen wir im Rahmen unserer anwaltschaftlichen Arbeit einen Schwerpunkt Sexualität und Weltkirche. Es geht uns um einen Dialog auf Augenhöhe. Die rein wohltätige Hilfe hat zu einer erschreckenden Sprachlosigkeit geführt. Die sich verändernde Welt verlangt aber nach dem Austausch von Positionen. Theologisches Denken kann dazu wenigstens Impulse geben. 

Mehr zur dieser Arbeit, die wir mit Ihrer Hilfe ausbauen wollen, erfahren Sie hier:

Service Telefon:
+43 5574 623 888